ZURÜCK

Mit Franz von Sales in die Zukunft
Sales-Oblaten feiern ihr 100-jähriges Jubiläum in Eichstätt, Bayern
Dienstag, 3. Oktober 2006





 

Irgendwie konnte einem an diesem Festtag immer wieder eine Begebenheit beim Generalkapitel der Sales-Oblaten im Jahr 1961 in den Sinn kommen. Damals hatten die Kapitulare eine Audienz bei Papst Johannes XXIII., der ganz genau wissen wollte, was Oblaten des heiligen Franz von Sales so alles machen. Man nannte verschiedene Aufgabengebiete, doch den Papst interessierte das wenig. Bis einer sagte: „Wir wollen Franz von Sales in unserem Leben und Handeln nachfolgen.“  Daraufhin der bekennende Franz-von-Sales-Verehrer Johannes XXIII.: „Das ist gut, das ist sehr gut“.

Es lebe Jesus in der Welt

Wäre er bei den Feierlichkeiten zum 100-Jahr-Jubiläum der Österreichisch-Süddeutschen Provinz der Sales-Oblaten am 3. Oktober 2006 in Eichstätt zugegen gewesen, Johannes XXIII. hätte seine helle Freude gehabt. Denn dass es vorrangiges Ziel der Kongregation ist, Franz von Sales im Leben und Handeln nachzufolgen – das wurde an diesem Festtag immer wieder deutlich: Sales-Oblaten – so hat es bereits der Gründer der Kongregation P. Louis Brisson formuliert – sehen den heiligen Bischof von Genf nicht bloß als ihren Patron, sondern vielmehr sollen sie „leben aus seinem Leben …, sich aus seiner Lehre nähren, die in seine Umgebung ausstrahlen muss.“
Sr. Lioba, Föderationsoberin der Heimsuchung MariensGerade diese Ausstrahlung zeigte sich in der großen Anteilnahme vieler Freunde und Bekannter der Sales-Oblaten. Gekommen waren aus der Salesianischen Familie Schwestern aus der Heimsuchung Mariens, Mitglieder des Säkularinstituts des hl. Franz von Sales oder der Missionare des hl. Franz von Sales - und viele andere Gäste, die sich Franz von Sales und der Salesianischen Familie verbunden fühlen. Verbundenheit  zeigte sich auch darin, dass der Domkapellmeister der Bischofsstadt Eichstätt Christian Heiß zwei Lebensmottos des heiligen Franz von Sales als Kanon vertont hatte: „Vivat Jesus – Es lebe Jesus“ und „Tenui nec dimittam – Ich habe ihn festgehalten und lasse ihn nicht mehr los“, Bekenntnisse zur tiefen Christusverbundenheit des Heiligen, die den Sales-Oblaten stets und allerorten präsent sind. P. Johannes Haas, Rektor im Salesianum, erinnerte etwa daran, dass die Buchstabenkombination „VJ ( wie „Vivat Jesus“)“ oft auf den Autokennzeichen der Oblaten zu entdecken sei, und manch einer, der sich als Laie der Salesianischen Familie verbunden fühle, habe sich diesem motorisierten Bekenntnis schon angeschlossen.
Wie sehr Stadt und Bistum Eichstätt dem Orden verbunden sind, zeigte sich vor allem auch darin, dass Provinzial P. Konrad Haußner als Hauptzelebranten und Prediger beim Festgottesdienst in der Pfarrkirche „Heilige Familie“ Diözesanadministrator Johann Limbacher begrüßen konnte, der in der bischofslosen Zeit die Diözese leitet. Auch Domdekan Klaus Schimmöller und Domkapitular Manfred Winter, der für die Orden zuständig ist, waren  als Zelebranten mit dabei, ebenso der Ordensreferent der Diözese München Domkapitular Lorenz Kastenhofer.
Diözesanadministrator Limbacher fand in seiner Predigt viele ermutigende Worte, ohne dabei eine rosarote Brille aufzusetzen und die Realität aus den Augen zu verlieren; gleichwohl deutete er sie im Licht des christlichen Glaubens. Natürlich seien der Glauben und die Mitarbeit in der Kirche immer auch Kreuzweg, doch genauso sei die Kirche auf dem Weg zur Auferstehung. Vertrauensvoll blickte Limbacher auf die Zukunft des Christentums und erinnerte an den Bayernbesuch von Papst Benedikt XVI. im September 2006. Der Papst sei jemand, der sich lebenslang mit dem Glauben auseinandergesetzt habe, sowohl wissenschaftlich wie auch im Gebet. Deutlich machte Limbacher auch, dass die Kirche aktuelle Fragen nicht scheue und sie sich selbstverständlich mit ihnen auseinandersetze. Damit seien wir alle gerufen, uns in gleicher Weise für Gottvertrauen und den Weltdienst einzusetzen. „Es braucht solche Menschen, es braucht uns“, schloss der Diözesanadministrator. (Den vollen Wortlauf der Predigt finden sie >>>hier.)

Vergangenheit und Zukunft

P. Franz WehrlAuf diesem von Diözesanadministrator Limbacher vorgezeichneten Weg können sicher gerade die Sales-Oblaten gute Wegbegleiter sein, ist es ihnen doch wesentliches Anliegen, das Salesianische (und das ist ganz besonders das „Leben in der Gegenwart Gottes“) in die Welt von heute zu tragen. Das zeigten die beiden Referate, die sich dem Gottesdienst und dem Empfang im Kindergarten der Pfarrei Heilige Familie anschlossen. P. Dr. Franz Wehrl OSFS erinnerte in seinem historischen Vortrag „Der Gründungsinspiration verpflichtet“, daran, dass der Gründer der Kongregation P. Brisson sich in seiner Zeit stark den Arbeiterinnen zugewandt habe, ein Aufgabenbereich, der auch später – zum Beispiel durch die Gründung einer weiblichen Arbeiterjugend in Wien durch P. Franz Reisinger nach dem Zweiten Weltkrieg – immer wieder wichtig war. Gerade in den letzten Jahren habe der Orden – bei einer kleiner gewordenen Zahl der Mitbrüder – sich neue Aufgabenbereiche erschlossen: in Indien, den Philippinen und Afrika. Wehrl wörtlich: „Wenngleich das, was die Ordensleute, unsere Provinz nicht ausgenommen, heute geben können, als bescheiden anzusehen ist, so können sie doch die Erfahrung machen, dass die kleine Gabe der sprichwörtlichen fünf Brote und zwei Fische für viele reicht und noch 12 Körbe übrig bleiben.“ P. Thomas Vanek
Mit der Zukunft des Ordens befasste sich der zweite Vortrag des Festakts, den der Ausbildungsleiter der Provinz P. Thomas Vanek OSFS hielt. Abbruch, Umbruch und Aufbruch seien die Schlagworte, mit denen sich die Gemeinschaft der Sales-Oblaten aufgrund der immer dünneren Personaldecke heute befassen müsste. Zwar könne man die verschiedenen Aufgabenbereiche (Werke) des Ordens nicht einfach im Stich lassen, auf der anderen Seite müsse man auf der Hut sein, dass diese Werke „uns einerseits nicht ins ‚Burn out‘ treiben, uns andrerseits auch nicht so blockieren, dass wir meinen, den neuen Wein (nur) in alte Schläuche füllen zu dürfen und damit Ideen und Visionen, für die sich Ordensleben existentiell freihält (‚Jungfräulichkeit‘), mit zu vielen Vorgaben einsperren oder ersticken.“ Jesu Wort, dass neuer Wein in neue Schläuche gehöre, sei bedenkenswert. Mit José Maria Vigil, einem Theologen der Ökumenischen Vereinigung der Theologen und Theologinnen der Dritten Welt, wies Vanek darauf hin, dass unserer technologischen Wissensgesellschaft in Europa, der „mit den Kirchen, die in den Traditionen der ‚alten‘ Kulturen verwoben sind, …auch die Orden der Wissens- und Technologiegesellschaft zum Opfer fallen“ werden, mit einer Metamorphose, also einer Neuformung der Orden zu begegnen sei. Für die Sales-Oblaten bedeute dies, sich von all dem zu trennen, was durch das Kommen der technologischen Wissensgesellschaft untergeht. Vanek brachte das mit dem Begriff der „Hingabe“ in Verbindung, ein Wort, was für die Identität der Oblaten entscheidend ist – bedeutet doch das lateinische Wort „oblatus“ der Sich-verschenkende. Wegweisend für die Zukunft sei es, auf andere zuzugehen – es brauche Ordensleute zum Anfassen, die auch bereit seien sich der Kritik zu stellen, sich also angreifen zu lassen.

Salesianischer Lebensstil als Lebenshilfe

Natürlich, gerade salesianische Seelsorge und salesianischer Lebensstil haben auch Antworten auf vielfältige Nöte unserer Zeit. Dies wurde bei einer Meditation während des Festgottesdienstes sichtbar, in der die brennenden Bedrängnisse unserer Zeit formuliert wurden, Sie waren an ein Heilig-Geist-Mosaik von Br. Benedict Schmitz OSFS angeheftet, das sich vor dem Altar befand:  genannt wurden unter anderem Überforderung, Funktionieren, Zukunftsangst, leere Rituale. Am Ende der Meditation war das Heilig-Geist-Bild frei von diesen Bedrängnissen, und es wurde deutlich: Salesianische Seelsorge gibt Antworten und befreit den Menschen von seinen Sorgen. Sie tut dies, indem sie ihm hilft, in Gottes Gegenwart zu leben.
P. Provinzial Konrad HaußnerWie sehr gerade salesianische Seelsorge auch von der Haltung des Verschenkens lebt, das wurde ganz konkret erfahrbar nach dem gemeinsamen Mittagessen in den Räumen des Eichstätter Willibald-Gymnasiums. Da lud Provinzial P. Konrad Haußner die Gäste dazu ein, noch eine Flasche Burgenländer Wein mit einer Abbildung von Franz von Sales auf dem Etikett nachhause zu nehmen. Eine Erinnerung an einen schönen Tag, der wieder einmal bewusst machte: Salesianischer Lebensstil macht das Dasein lebenswert. Die Sales-Oblaten geben in Österreich und Süddeutschland dafür seit  100 Jahren ein beredtes Zeugnis.

Raymund Fobes

 

Berichte aus der Lokalpresse (www.eichstaetter-kurier.de)

Festgottesdienst in der Pfarrkirche Heilige Familie

Eichstätt (mak) Seit 100 Jahren besteht die österreichisch-süddeutsche Provinz der Kongregation der Oblaten des heiligen Franz von Sales. Dieses Jubiläum wurde am Dienstag nun auch in Eichstätt gefeiert.

Mit einem Festgottesdienst in der Kirche Heilige Familie, an dem auch der Provinzial der Kongregation, P. Konrad Haußner OSFS, teilnahm, begannen die Feierlichkeiten zum Jubiläum. Viele Gäste und Interessierte waren zu diesem Anlass gekommen, das Gotteshaus war bis auf den letzten Platz gefüllt.

In der Messe gingen die Sales-Oblaten weniger auf ihre Geschichte ein, sondern auf das "Seelenleben" an sich. Symbolisch wurde ein Mosaik freigelegt, das zuvor durch Plakate verdeckt war, auf denen negative Erlebnisse, Ängste und Zukunftssorgen zu lesen waren. Mit Gott, so die Botschaft, gelänge es, diese Ängste und Probleme zu überwinden und hoffnungsvoll in die Zukunft zu schauen.

Hauptzelebrant des Gottesdienstes war der Eichstätter Diözesanadministrator, Dompropst Johann Limbacher, der dem Orden für seinen unermüdlichen Einsatz dankte.
Auch er ging in seiner Predigt auf die Zukunft des Ordens wie auch der Kirche ein. Zwar sei ein solches Jubiläum Anlass für einen Rückblick auf das Erreichte und Geleistete der vergangenen 100 Jahre. Doch geschehe dies im Bewusstsein, dass es auch schwere Zeiten und Enttäuschungen gab, die den Weg des Ordens wie den eines jeden Menschen begleitet hätten.
Limbacher schlug eine Brücke zur Situation der Kirche, die oft als veraltet dargestellt werde. Dabei, so der Dompropst, greife die katholische Kirche gerade heute aktuelle Themen und weltpolitische Probleme auf und bringe sie so in die Diskussion. Papst Benedikt XVI. habe sich nicht nur seit Jahrzehnten wissenschaftlich mit dem Glauben an Jesus auseinander gesetzt , sondern ihm auch sein ganzes Leben persönlich gewidmet.
Der Besuch des Pontifex in Deutschland und die damit verbundene Begeisterung könnten deshalb wichtige Impulse für den Glauben und die Kirche in Deutschland geben.
An den Gottesdienst schloss sich die Festfeier in der Pfarrkirche an.

Angelica Maria Kunze (Eichstätter Kurier)

 

Festakt in der Pfarrkirche Heilige Familie

Neuaufbruch oder Ars moriendi

Eichstätt (hr) Für Ordensgemeinschaften gibt es nach Ansicht von Thomas Vanek OSFS in heutigen Zeiten der Entchristlichung, der Überalterung von Orden, der Entwertung des Menschenbildes, des zunehmenden Konsums und Materialismus nur zwei Möglichkeiten: "Entweder man glaubt an die Sendung der Sales-Oblaten und nimmt den Umbruch dieser Zeit als Fundament eines Neuaufbruchs, oder man entscheidet sich für das Aussterben und übt die Ars moriendi ein". Dies erklärte er in seinem Festvortrag am vergangenen Dienstag zur Feier des 100-jährigen Bestehens des österreichisch-süddeutschen Provinz der Oblaten des Hl. Franz von Sales.

Die moderne Gesellschaft, so Vanek, kille die Religion die sich in den Kirchen institutionalisiert habe, schaffe aber gleichzeitig den Begriff Religion neu; Wissenschaft und Technik würden zum Zentrum, traditionelle Konzepte würden als bevormundend und freiheitsraubend abgelehnt, die Autonomie der Person sei höchstes Ziel. Und da gehe es heute darum, sich den Sinn des Lebens selbst zu suchen und zu gestalten.
Und gerade die Spiritualität der Sales-Oblaten sei geeignet, dem Menschen zu helfen, seine Identität zu finden – aufgrund eines optimistischen Gottes- und Menschenbildes. Aufgabe müsse es deswegen sein, dort zu sein, wo Menschen nach ihrer Identität suchten. Dabei gehe es aber nicht nur darum, neuen Wein in alte Schläuche zu füllen. Es gehe nicht mehr um eine Reform, eine Neuorientierung oder Aktualisierung, sondern um Mutation, Metamorphose, um Neuformung (Den vollen Wortlaut des Festvortragen finden Sie >>>hier).
Vor dem Festvortrag hatte Provinzial Konrad Haußner die Gäste begrüßt. Dr. Franz Wehrl OSFS, sprach zum Thema "Die Gründungsinspiration verpflichtet" und gab dabei einen Rückblick über die Geschichte der Ordensprovinz. Der Festakt wurde musikalisch umrahmt vom Streichquartett des Gabrieli-Gymnasiums Eichstätt.
Die Gemeinschaft der Sales-Oblaten in Eichstätt im Jahr 1923 ist die erste Gründung in Bayern. Zunächst untergebracht in einem Stockwerk des Eichstätter Priesterseminars, folgte 1927 der Umzug auf die Willibaldsburg. Dort allerdings wurden die Salesianer durch die Nationalsozialisten vertrieben und fanden schließlich 1934 im ehemaligen Gasthaus im Rosental ihr endgültiges Zuhause. Seit 1972 sind sie für die Seelsorge der Pfarrei Heilige Familie zuständig (Eine ausführliche Darstellung der Geschichte der Sales-Oblaten in Eichstätt finden sie >>>hier).
Im Rosental befindet sich das Ausbildungshaus der Oblaten mit Scholastikat und Noviziat; es gibt dort die Möglichkeit für Kloster auf Zeit. Ein Salesianisches Zentrum mit Möglichkeit für Kurse und Exerzitien ist im Aufbau; außerdem gibt es dort den Franz-Sales-Verlag und ein Studentenwohnheim mit etwa 20 Plätzen. Rektor ist P. Johannes Haas OSFS.

Hermann Redl (Eichstätter Kurier)

 

 

 

 

ZURÜCK NACH OBEN