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Predigt von Diözesanadministrator Johann Limbacher
„Eine Gemeinschaft für das Leben
Dienstag, 3. Oktober 2006, 9.00 Uhr, Pfarrkirche Heilige Familie(Wien)





 

Liebe Schwestern und Brüder!
Liebe Mitbrüder im priesterlichen und diakonalen Dienst!


100 Jahre Österreichisch-Süddeutsche Provinz der Oblaten des hl. Franz von Sales …
- das ist jetzt ein festlicher Gottesdienst mit dem Blick auf eine bewegte Geschichte dieser Ordensgemeinschaft …
- mit dem Dank an Gott für ein segensreiches Wirken
- und mit der Bitte um den rechten Weg in die Zukunft …
Versuchen wir miteinander drei Überlegungen zu diesem festlichen Tag.

Zu 1. Die Österreichisch-Süddeutsche Provinz der Oblaten - eine Gemeinschaft für das Leben
Die Salesianer bilden wirklich eine Gemeinschaft für das Leben. Das war schon der Impuls der großen Gestalten am Anfang ihrer Geschichte. Der hl. Bischof Franz von Sales, Pater Brisson und Mutter Maria Salesia Chapuis haben dieser Gründung tiefe geistliche Impulse gegeben. Die szenische Darstellung eben mit der Enthüllung des Mosaiks hat gezeigt: Die Salesianer setzen deutliche Schwerpunkte für das Leben des einzelnen … und sie geben diese Anregung auch für die Gemeinschaft der Kirche: Glaube – Gehorsam – Wissen – Kompetenz – Beachtung menschlicher Werte – Milde – Demut – Eifer. Das ist allerdings alles andere als einfach, wenn sich Menschen, wie es dargestellt wurde, mit Zukunftsängsten quälen, wenn sie sich wie durchgefallen, überfordert, eingesperrt vorkommen: Und das mögen nicht wenige sein, denen es heute so ergeht.
Da ist es eine wirkliche Hilfe, Menschen zu begegnen, die aus dem Geist Jesu Christi heraus und in Verbindung mit ihm ihr Leben zu gestalten versuchen.
Dieses Bemühen, dieser Versuch, ein Leben ganz auf Jesus Christus hinzuordnen, hat den Salesianern hier in Eichstätt ein segensreiches Wirken in der Vergangenheit möglich gemacht; und es hat ihnen ein hohes Ansehen, ja wirkliche Zuneigung bei den Menschen dieser Stadt und der Umgebung eingetragen. Dafür wollen wir heute von Herzen danken.
Damit sind wir bei der zweiten Überlegung:

Zu 2) Ein Dank für gutes Wirken
Unser Dank gilt heute allen, die für die Gemeinschaft der Salesianer große Bedeutung haben. Unser Dank gilt den vielen Ungenannten, die Zeit und Kraft, ja ihre ganze Lebensenergie in den Dienst der Ehre Gottes und in den Dienst am Heil der Menschen gestellt haben. Wir dürfen hoffen, das sie dabei nicht nur ihr persönliches Glück auf Erden gefunden haben, sondern auch den Lohn einer ewigen Herrlichkeit bei Gott. Ihre Namen sind unvergessen in der Gemeinschaft der Salesianer, aber auch in der Bevölkerung von Eichstätt und Umgebung, und erst recht sind ihre Namen unvergessen bei Gott.
Bei Jubiläumsfeierlichkeiten ist es zwar schon üblich, dass man die positiven Seiten der Vergangenheit und die rühmlichen Dinge deutlich herausstellt. Das soll jetzt auch ganz berechtigt geschehen.
Aber wir denken auch daran, dass dieser Weg von 100 Jahren Geschichte der Salesianer nicht einfachhin unbeschwert und ohne Probleme war. Da mag es manche Rückschläge, unerfüllte Erwartungen, herbe Enttäuschungen schon auch gegeben haben.
Auch das tragen wir heute vor Gott. Wie wir überhaupt bei unseren Gottesdiensten keineswegs eine rosarote Brille aufsetzen, die unser Leben in ein künstliches Licht stellen würde. Vor Gott können und dürfen, ja müssen wir die Dinge sehen, so wie sie sind, mit ihren positiven und negativen Seiten, mit dem Gelingen und mit dem Versagen, mit dem ganzen Auf und Ab.
Wenn wir Gottesdienst feiern, feiern wir immer den Tod und die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus. Und damit denken wir immer an den Weg des Kreuzes, den er gegangen ist, und auch an den Weg des Kreuzes, den wir alle, auf je eigene Weise, in unserem täglichen Leben mit unserem Herrn Jesus Christus gehen.
Allen Verstorbenen also der Gemeinschaft der Salesianer und auch allen Lebenden ein herzliches Vergelt’s Gott für das Zeugnis des Glaubens und für alle guten Dienste in der Seelsorge weit über die Grenzen von Eichstätt und Umgebung hinaus, hinein in die Weite der Region Österreichs und Süddeutschlands.
Mit diesem Blick zurück, der keineswegs umfassend die Arbeit der Salesianer darstellt, aber doch einen deutlichen Akzent auf die geistliche Dimension der Arbeit der Salesianer legt, wagen wir auch einen Blick nach vorne, einen Blick in die Zukunft, von der wir alle nicht wissen,  was sie uns bringen wird.
Damit sind wir bei unserer dritten und letzten Überlegung:

Zu 3) Ein Weg in die Zukunft

  • Wie geht es weiter mit der Gemeinschaft der Salesianer?
  • Wie geht es weiter mit der Gemeinschaft der Kirche?
  • Wie geht es weiter mit uns?

Der Weg der Kirche war zu keiner Zeit ein leichter Weg. Der Weg der Nachfolge Jesu war immer verbunden mit Beschwernissen, mit Bedrückung, oft auch mit persönlichem Versagen. Insofern ist eine gewisse Skepsis durchaus angebracht. Wir wissen nicht, was uns die Zukunft bringen wird! Hoffentlich geht es gut! Aber dieses „Hoffentlich geht es gut!“ deutet schon eine Richtung an, die unser Vertrauen herausfordert. Wir setzen unsere Hoffnung nicht nur auf die eigenen Kräfte, auf die eigenen Fähigkeiten, auf das eigene Können. Wir setzen unsere Hoffnung auf Gott! Mit der Hilfe Gottes wird es ein guter Weg in die Zukunft sein!
Da möchte ich nun, liebe Schwestern und Brüder, auf eine Erfahrung zu sprechen kommen, die wir alle in den letzten Wochen machen konnten, konkret beim Besuch des Hl. Vaters in seiner bayerischen Heimat vor drei Wochen. Ich kann mir gut denken, dass die ganze Art und Weise, wie der Heilige Vater diese Reise erlebt hat, wie die Menschen ihn begeistert empfangen haben, und wie aber auch die drängenden Probleme unserer Zeit deutlich wurden. Ich kann mir gut denken, dass im Blick auf diese Reise Akzente für unseren Weg in die Zukunft erkennbar sind. Es war schon beeindruckend, wie im Vorfeld dieses Besuches die Medien so positiv eingestimmt haben, und wie sie auch, stundenlang, darüber live berichtet haben. Etwas von der Herzlichkeit, der Offenheit, der großen geistigen und geistlichen Weite, die der Heilige Vater ausstrahlt, konnten so tausende von Menschen erfahren.
Seine Predigten und Grußworte waren nicht einfach so hinformuliert. Da hat vielmehr einer zu uns geredet, der ein ganzes Leben lang sich mit dem Glauben an unseren Herrn Jesus Christus beschäftigt, im wissenschaftlichem Studium, in seinen Gebeten, in der Feier der Gottesdienste. Die Glaubwürdigkeit eines ganzen Lebens im Dienst der Verkündigung der frohen Botschaft und im Dienst an der Kirche hat hier seinen Ausdruck gefunden.
Das haben die Menschen gespürt, und so haben sie mit großer innerer Verbundenheit ihm ihre Zuneigung gezeigt.
Da kann man doch nicht mehr sagen:
- das mit dem Christentum, das ist eine nach rückwärts gewandte Religion,
- die hat uns Heutigen nichts mehr zu sagen,
- das mit der Kirche, das ist eine veraltete Institution, die passt nicht mehr in unsere Zeit!
Das kann man doch einfach nicht mehr so sagen. Das pure Gegenteil ist der Fall. Diese Kirche ist aktuell, dieser Papst greift hochaktuelle Fragen unserer Zeit auf,
- die Frage nach der freien Ausübung des Glaubens,
- die Frage nach einer sozialen Weltordnung in Frieden und Gerechtigkeit
- die Frage nach der Ächtung jeglichen Terrors, jeglicher kriegerischer Gewalt.
Die internationalen Nachwirkungen, gerade der Vorlesung an der Universität in Regensburg, haben gezeigt, wie wichtig die Erörterung dieser Fragen ist, wie wichtig es ist, dass sich die Kirche zu Wort meldet, wie wichtig es ist, dass wir alle zusammenstehen und uns nicht unseres Glaubens schämen.
Die Reise unseres Heiligen Vaters in seine bayerische Heimat hat gezeigt, wie aktuell die christliche Botschaft ist, wie viele Menschen sich auch heute noch ansprechen lassen, welche Faszination einer Weltperspektive in die Zukunft hinein die Frohe Botschaft von Jesus Christus ist.

Liebe Schwestern und Brüder!
Die Feier des 100-jährigen Bestehens der Österreichisch-Süddeutschen Provinz der Oblaten des hl. Franz von Sales ist Anlass, Gott zu danken für so viel gutes und segensreiches Wirken dieser Gemeinschaft in der Vergangenheit, in unserer Stadt, in unserer Diözese, in unserer Kirche in Österreich und Deutschland.
Diese Feier heute lässt uns den Salesianern herzliche Glück- und Segenswünsche für die Zukunft sagen.
Dieser Festtag ist uns Motivation für unser ganz persönliches Leben.
Es ist die Einladung dieses Gottesdienstes und auch der Auftrag, der uns allen gegeben ist: die Botschaft Jesu verkünden durch unser Leben, durch unser Reden und vor allem durch unser Handeln, wo immer Tag für Tag sich unser Leben abspielt, daheim in der Familie, im täglichen Dienst im Beruf und in der Öffentlichkeit. Als Christen sind wir gefordert und gesandt, jede und jeder am Platz des eigenen Lebens Zeugnis für Jesus Christus zu geben.
Es braucht auch in unserer Zeit engagierte, mutige, besonnene, sensible und fromme Christen, die in tiefer Gottverbundenheit und gleichzeitig in engagierter Weltzugewandtheit Tag für Tag ihr Leben zu gestalten suchen. Es braucht solche Menschen. Es braucht uns!
Amen!

 

 

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